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Warum Resilienz zum Unternehmenserfolg führt

Kein Leben läuft nach Plan, das gilt auch fürs Geschäftsleben. Weil Fachkräfte fehlen, weil es Lieferprobleme gibt, weil die Energiekosten rasant steigen und die Inflation gleich mit. Vielen Unternehmen fällt es schwer, zu improvisieren. Andere laufen unter widrigen Umständen zur Höchstform auf – dank Resilienz.
Krisenresilienz Datum: 28.11.2023 Autor*in: Michael Prellberg

Resilienz ist die innere Widerstandskraft, die uns schwierige Zeiten überstehen lässt. Sie macht keineswegs immun gegen Krisen und Rückschläge – das ist ein häufiges Missverständnis. Aber sie hilft uns, kritische Situationen erfolgreich zu meistern. „Wir können nicht immer entscheiden, was passiert“, sagt der Resilienz-Coach Markus Czerner. „Aber wir können immer entscheiden, wie wir mit schwierigen Herausforderungen umgehen.“ Das gelte auf der persönlichen ebenso wie auf der unternehmerischen Ebene.

Resilienz macht aus Problemen Chancen

Resilienz ist Einstellungssache, neudeutsch „Mindset“. Der Geschäftsführer von ISOTEC verfügt offenkundig über das passende Mindset. „Probleme sind Chancen in Lumpen“, sagt Horst Becker. Diese Chancen weiß er zu nutzen: „Wir brauchen Krisen, um zu durchschlagenden Veränderungen zu kommen.“ ISOTEC baut ein Franchise-System für Gebäudesanierung auf und lässt sich dabei auch von Pandemien nicht aufhalten: 2022 hatte sich der ISOTEC-Umsatz gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 fast verdoppelt. Wie das gelingen konnte? Ein ganz wichtiger Faktor sei eine „offene Fehlerkultur“, sagt Becker.

Fehler machen, um daraus zu lernen: Dieses Selbstverständnis ist wenig verbreitet in deutschen Unternehmen. Dort wird gern über Stärken geredet und ungern über Schwächen. Doch perfekt ist keine Firma. Wer sich dessen bewusst ist und schon leise Zweifel und erste Unsicherheiten ernst nimmt, kann vorausschauend Resilienz aufbauen. Einfach indem gefragt wird: Wie sind wir darauf vorbereitet, wenn es nicht mehr so gut läuft?

Porzellanteller mit roter Blüte
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„Erfolg wird durch Resilienz positiv beeinflusst“

„Ein vorausschauend handelndes Unternehmen kann potenzielle Gefahren durch Prävention abwenden“, sagt Georgiy Michailov, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Struktur Management Partner. Allerdings lässt sich der Erfolg von Präventionsmaßnahmen schwerlich beweisen. Ein Problem, das nicht zu einer Gefahr heranwachsen konnte, war halt keine Gefahr. „Managerinnen und Manager sollten sich über dieses Paradoxon im Klaren sein“, empfiehlt Michailov. Es führe dazu, dass präventive Maßnahmen entweder gar nicht ergriffen oder irgendwann eingestellt würden, sagt Michailov. „In der Praxis setzen solche Unternehmen sich mit ihren Problemen häufig erst auseinander, wenn es schon fünf vor zwölf ist.“

Diese gefährliche Uhrzeit ist dem deutschen Mittelstand bestens vertraut. „Resilienz beziehungsweise Widerstandsfähigkeit nimmt zwar grundsätzlich eine hohe Bedeutung ein, die Umsetzung jedoch wird nur vergleichsweise zögerlich angegangen“, resümiert der ETL Mittelstandskompass 2023. Damit schadeten sich die Unternehmen selbst, sagt Studienleiter Lennart Bolwin von IW Consult. Denn: „Erfolg wird positiv durch Resilienz beeinflusst.“

Angaben in Prozent

Wie geht Resilienz? Der ETL Mittelstandskompass 2023

Um für die nächsten Krisen gewappnet zu sein, sollte der deutsche Mittelstand seine Resilienz stärken. Wie das gelingt? Die Ergebnisse des ETL Mittelstandskompasses 2023 zeigen den Weg auf: „Die konkreten Maßnahmen zur Resilienzerhöhung variieren, immer aber kommt es auf eine ausgewogene Balance zwischen einer Stärkung von Robustheit und einer Erweiterung von Flexibilität an.“ Besonders gefordert sind dabei die Führungskräfte: Sie haben auf Grundlage klarer und nachvollziehbarer Werte zu handeln und Zuversicht auch in schwierigen Zeiten zu vermitteln.

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Resilienz beschränkt sich nicht darauf, nach einer Krise in den Ursprungszustand zurückzuspringen („Bounce back“), sondern stößt zugleich transformative Prozesse („Bounce forward“) an. Der ETL Mittelstandskompass 2023 identifiziert dafür vier Handlungsfelder: Strategie, Unternehmenskultur, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Zur Strategie heißt es in der Studie: „Hat sich ein Unternehmen ein breites Spektrum an Optionen für die strategische Weiterentwicklung erschlossen, ist es besser für den Krisenfall und plötzlich wegbrechende Optionen gewappnet.“ Und was die Unternehmenskultur angeht, handeln Führungskräfte erfolgreicher Unternehmen „auf Grundlage klarer und nachvollziehbarer Werte, vermitteln Zuversicht auch in schwierigen Zeiten“.

mit Tau benetztes Spinnennetz
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„Resilient wird man vor, nicht während der Krise“

Das klingt fast nach Binsenweisheiten. Schließlich verstehen sich alle Firmen als innovativ und zukunftszugewandt, als flexibel und teamorientiert. In Krisen zeigt sich jedoch, was davon bloße Floskeln sind und was wirklich gelebte Kultur. Deshalb sagt auch Studienleiter Lennart Bolwin unmissverständlich: „Resilient wird man vor, nicht während der Krise.“

Der logische Schluss aus dieser Erkenntnis: Unternehmen müssen sich jetzt auf die nächsten Krisen vorbereiten. Wer sich an die Erfolge von gestern klammert, hat schlechte Karten. Wer sich starr an seine Pläne klammert, dem droht dasselbe. Ständig passieren Dinge, die nicht vorhersehbar sind – und plötzlich ändern sich die Spielregeln. Wer das ignoriert, wird untergehen. Zu den Gewinnern von morgen werden Unternehmen zählen, die flexibel und agil sind, die Chancen sehen und ergreifen.